Griechenland ist pleite, Spanien und Portugal haben die Schuldenbremse eingeführt, damit den Staaten ein ähnliches Schicksal erspart bleibt – doch die wahren Europameister im Schuldenmachen kommen aus ganz anderen Ländern: Die Niederlande stehen aktuell auf Platz zwei, Spitzenreiter, was die Verschuldung der privaten Haushalte angeht, ist Dänemark. Zwar liegt die Staatsverschuldung der Niederlande mit 62,9 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) weit unter dem europäischen Mittel – 80,1 Prozent vom BIP – doch während in den verschuldeten Staaten die Bürgerinnen und Bürger ihr Geld zusammenhalten, rutschen niederländische genau wie dänische Haushalte in die Überschuldung.
Private Schulden wirken sich auch auf die Wirtschaft negativ aus
Das Institut EuroStat ermittelte für das Jahr 2010, dass die Summe der privaten Schulden in den Niederlanden bei 240 Prozent des Gesamteinkommens lag. Schuld sind vor allem Hypothekenaufnahmen. Immobilien im Land sind aus eigener Kraft kaum bezahlbar, wer dennoch kaufen oder bauen will, muss fast zwangsläufig einen Kredit aufnehmen. Zudem zahlen die meisten Hypothekennehmer lediglich die Zinsen zurück, nicht die eigentlichen Kredite; das liegt unter anderem darin begründet, dass diese Zinsen von der Steuer abgesetzt werden können. Die hohe Summe der privaten Schulden geht allerdings nicht nur zu Lasten der Privatverbraucher: Gerade in Krisenzeiten wird das Wirtschaftsgefüge durch eine hohe private Verschuldung noch anfälliger. Besonders Störungen im Immobilien- oder auf dem Arbeitsmarkt sowie schwankende Zinssätze können schnell zu einem wirtschaftlichen Kollaps führen. Es wird also höchste Zeit für die Niederlande, das Problem der privaten Überschuldung in den Griff zu bekommen.